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Alice im Wunderland

„Alice’s Adventures in Wonderland” und „Through the Looking-Glass, and What Alice Found There”, also jene Bücher, die wir als „Alice im Wunderland” kennen, haben nun rund 150 Jahre auf dem Buckel. In verschiedenen Ausführungen und Adaptionen haben sich die schrulligen Wunderlandbewohner aber bis in unsere Zeit gerettet, nicht zuletzt durch Tim Burtons aktuellen Film (warum bei Disney, Tim?), sondern auch als spaßige E-Book-Demo für Apples iPad.

Offizieller Trailer Alice im Wunderland, 2010

Ich will nicht über 3D-Kino diskutieren. Ist für den Inhalt dieses Streifens, der in 2D gedreht wurde, auch völlig unerheblich. Der Stoff ist fast dreissig Mal verfilmt worden und Tim Burtons Alice ist einfach gut. Mia Wasikowska ist bleich aber sympathisch und sprüht von Lebenslust, Johnny Depp ist der verrückte Hutmacher und endlich hat Burton für seine Lebensgefährtin Helena Bonham Carter eine passende Rolle gefunden. Zu Zeiten Lewis Carolls waren wohl weder LSD noch Mescalin in Europa bekannt bzw. erfunden, kein Grund natürlich, dass Tim Burton seine Erfahrungen in solchen Dingen hier voll einbringt. Bis hier sieht es nach einem vollkommenen Kino-Erlebnis aus.

Spoiler ahead. Aber leider ein wenig zu früh gefreut. Denn, die hässliche Walt-Disney-Grafik am Beginn des Films muss ja noch Konsequenzen nach sich ziehen. Und so ist es auch: Drehbuch-Autorin Linda Woolverton webte einen roten Faden in die Story, der so offensichtlich in die Katastrophe leitet, dass man regelrecht Mitleid mit Burtons Figuren bekommt. Wo dieser eben noch seinen Spass mit Carolls Vorlage getrieben hat, endet alles in einer riesigen Schlacht, die so sinnlos wie deplaziert ist, dass einem doch ein wenig die Freude am Film vergeht. Das ist schade. Spoiler Ende.
Ohne den großen Geldgeber könnte man natürlich niemals ein derartiges Technikspektakel finanzieren und schon gar nicht in teurer 3D-Technik. Da beisst sich die Grinsekatze aber irgenwie in den Schwanz… aber ich wollte ja nicht über 3D diskutieren. Trotzdem: Burton hat bei Disney nichts verloren und kann dort nur verlieren.

Alice for the iPad

Kommen wir aber noch einmal auf das Alice im Wunderland for iPad zurück. Im Video sehen wir, wie aus demi nzwischen längst gemeinfreien Text von Lewis Carroll und den ebenso ihres Copyrights entlaufenen Zeichnungen von Sir John Tenniel eine wunderschöne, interaktive Anwendung gebaut wurde, die mal auf das Kippen das Pads, mal auf das Schütteln desselben reagiert. Ich frage mich die ganze Zeit, ob das die neue Art sein wird, Bücher zu produzieren1) und somit das iPad nicht nur Retter der Zeitungs- sondern auch Buchverlage wird, oder anders, ob man dort auch schon am Alice-im-Wunderland-Syndrom leidet. Man muss jedoch annehmen, dass die Absatzzahlen noch um einiges sinken müssen, eh’ wir eine echte Neuerscheinung so vertrieben sehen werden. Immerhin taugt es aber als zusätzliches Gimmick und Werbespielerei…